JAHRESBILANZ DER PRESSEFREIHEIT 2024

Getötete, inhaftierte, entführte und verschwundene Journalistinnen und Journalisten


Einleitung

Die Pressefreiheit steht weltweit immer stärker unter Druck. Jahr für Jahr dokumentieren
Menschenrechtsorganisationen eine steigende Zahl von Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten,
sei es durch staatliche Repressionen, bewaffnete Konflikte oder organisierte Kriminalität.
In der vorliegenden Jahresbilanz der Pressefreiheit 2024 werden die aktuellen Entwicklungen
beleuchtet und anhand von Zahlen erläutert, wie gravierend die Situation in vielen Regionen ist.

Zentraler Bestandteil dieser Übersicht sind vier Kernkategorien:
Getötete, inhaftierte, entführte und verschwundene Medienschaffende. Sie verdeutlichen,
welche Risiken diejenigen tragen, die sich für eine unabhängige und kritische Berichterstattung einsetzen.
Zudem werfen wir einen Blick auf einschneidende politische Ereignisse, die unmittelbare Auswirkungen
auf die Freiheit von Medien hatten, und wir geben Einblicke in die Methoden der Datenerhebung.

Ob investigative Recherchen über Korruption, die Berichterstattung aus Kriegsregionen oder
das Aufdecken von Menschenrechtsverletzungen: Journalistinnen und Journalisten stehen weltweit
an vorderster Front
, wenn es um das Recht der Öffentlichkeit auf Informationen geht.
Mit der Jahresbilanz 2024 möchten wir aufzeigen, warum dieses Engagement so wichtig ist,
und warum es zugleich immer gefährlicher wird, diesen Beruf auszuüben.

1. Vorwort

Kaum ein Berufsfeld ist aktuell so herausfordernd wie der Journalismus. Die weltweiten Ereignisse des Jahres 2024
spiegeln sich unmittelbar in den Arbeitsbedingungen für Reporterinnen, Fotografen, Kameraleute und
lokale Medienmitarbeitende wider. In Krisen- und Kriegsregionen gerät der Zugang zu gesicherten Informationen
zum lebensgefährlichen Unterfangen, während autoritäre Staaten immer stärkere Instrumente zur Überwachung
und Zensur einsetzen.

Doch es gibt auch Lichtblicke: Engagierte Organisationen, lokale Bündnisse und internationale Institutionen
setzen sich unermüdlich für die Presse- und Informationsfreiheit ein. Sie dokumentieren nicht nur
die unmenschlichen Bedingungen, unter denen viele Medienschaffende arbeiten müssen, sondern leisten auch Hilfe,
wenn es um die Freilassung inhaftierter Journalistinnen oder die Unterstützung von Bedrohten geht.

Der vorliegende Bericht soll zeigen, dass Pressefreiheit und unabhängige Berichterstattung
nicht als Selbstverständlichkeit betrachtet werden dürfen. Jedes einzelne Opfer erinnert uns daran,
wie wichtig solidarisches Handeln ist. Unsere Wertschätzung gilt all jenen, die trotz persönlicher Gefahren
und Einschüchterungen ihrer Arbeit nachgehen.

Diese Jahresbilanz ist mehr als eine Aufzählung von Zahlen: Sie ist ein Appell, sich für das Recht
auf Information weltweit einzusetzen und laut zu werden, wenn Journalistinnen und Journalisten bedroht,
verschleppt oder gar ermordet werden.


2. Getötete Medienschaffende

In diesem Jahr verzeichnet die Jahresbilanz laut Recherche von Reporter ohne Grenzen
mindestens 54 getötete Journalistinnen und Journalisten weltweit.
Die Hintergründe reichen von gezielten Angriffen in Kriegsregionen bis hin zu Morden,
die auf das Konto von kriminellen Netzwerken oder staatlichen Akteuren gehen.
Mit den Angriffen wird häufig versucht, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen,
Berichte über Korruption zu unterbinden oder Zeugenaussagen zu Menschenrechtsverletzungen zu verhindern.

Besonders hohe Gefahr in Konfliktgebieten: Nahezu 60 Prozent aller Todesfälle ereignen sich in Ländern,
die von bewaffneten Auseinandersetzungen, Bürgerkriegen oder grenzübergreifenden Konflikten betroffen sind.
Hierzu zählen neben dem Nahen Osten auch Teile Asiens und Afrikas. Lokale Journalistinnen und Journalisten,
die in diesen Regionen tätig sind, tragen dabei das größte Risiko, denn sie werden oft ohne Schutz
mitten ins Kriegsgebiet entsandt – oder sie leben bereits vor Ort und berichten aus erster Hand.

Organisierte Kriminalität und Drogenkartelle: In einigen Ländern Lateinamerikas (z.B. Mexiko oder Kolumbien)
stellen Berichte über Drogenschmuggel, Geldwäsche oder Korruption eine direkte Gefahr für Leib und Leben dar.
Medienschaffende geraten dort zwischen die Fronten von Kartellen und staatlichen Institutionen,
die ihrerseits Komplizen sein können.

Demonstrationen und politische Unruhen: Auch Protestbewegungen, die in manchen Teilen der Welt
gewaltsam niedergeschlagen werden, führten 2024 zu Todesfällen unter Berichterstattenden.
Journalisten geraten bei Straßenschlachten zwischen Demonstrierende und Sicherheitskräfte,
tragen schwere Verletzungen davon oder sterben infolge direkter Schüsse.

Straflosigkeit bleibt ein zentrales Problem: In vielen Fällen bleiben Morde an Medienschaffenden
unaufgeklärt. Selbst wenn Namen und Hintermänner bekannt sind, kommt es selten zu einer Verurteilung.
So entsteht ein Klima der Angst, das weitere kritische Recherchen unterbindet.

Hinter jeder Zahl steht ein Name, ein Schicksal, eine Lebensgeschichte.
Die Todesfälle erinnern uns daran, dass Angriffe auf Journalisten sich nicht allein gegen Individuen richten,
sondern stets auch gegen das Recht einer Gesellschaft, sich unabhängig zu informieren.


3. Inhaftierte Medienschaffende

Nach Daten von Reporter ohne Grenzen saßen zum 1. Dezember 2024 mindestens 550 Medienschaffende weltweit im Gefängnis.
Dieses erschreckende Niveau verdeutlicht, dass Repressionen gegen die Pressefreiheit nicht nur von bewaffneten Gruppen,
sondern auch systematisch von Staaten ausgeübt werden.

Unterschiedliche Formen der Inhaftierung: Neben regulären Gefängnisstrafen kommt es vermehrt zu langwierigen
Untersuchungshaftverfahren, in denen Journalistinnen und Journalisten oft unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten werden.
Manchmal gibt es nicht einmal Anklagepunkte oder Urteile. In einigen Fällen wird Hausarrest angeordnet,
der auf den ersten Blick weniger drastisch erscheint, aber ebenfalls eine Form von Freiheitsentzug darstellt.

Hauptgründe für Verhaftungen: Häufig lautet der Vorwurf „Verbreitung falscher Informationen“ oder „Gefährdung
der nationalen Sicherheit“. In autoritären Regimen reicht schon ein Tweet oder ein kritischer Artikel über hohe Regierungsstellen,
um Jahre in Haft zu riskieren.

Länder mit den meisten Inhaftierten: Knapp die Hälfte der weltweit eingesperrten Journalistinnen und Journalisten
befindet sich laut Bericht in nur vier Staaten. Dies unterstreicht, wie konzentriert das Problem in bestimmten Regionen ist.
Zu den führenden Ländern gehören nach wie vor Volksrepublik China (inklusive Hongkong), Myanmar, Israel und Belarus.
In all diesen Staaten hat sich das Klima der Angst vor weiterer Willkür verschärft.

Russland und Iran: Auch in Russland und dem Iran stieg die Zahl der Inhaftierten. Während in Russland kritische Berichte
über politische Opposition und Kriegsentwicklungen häufig als „Spionage“ oder „Verleumdung“ eingestuft werden,
trifft es im Iran vor allem solche Medienschaffende hart, die über soziale Proteste berichten oder
Frauenrechtsthemen aufgreifen.

Folgen der Inhaftierungen: Wer erst einmal im Gefängnis landet, hat nur selten Aussicht auf faire Prozesse.
Menschenrechtsorganisationen dokumentieren Fälle von Folter, mangelhafter medizinischer Versorgung und
psychischem Druck, um Geständnisse zu erzwingen.

Jeder einzelne Fall steht exemplarisch für den hohen Preis, den unabhängige Berichterstattung kosten kann.
Zugleich mahnen sie die internationale Gemeinschaft, sich für die Freilassung aller unrechtmäßig Inhaftierten einzusetzen.


4. Diese 10 Medienschaffenden kamen 2024 frei

Trotz der alarmierenden Entwicklungen gibt es auch Hoffnungsschimmer. Im Jahr 2024 wurden mehrere Journalistinnen und Journalisten
aus der Haft entlassen, teilweise nach langem juristischen Ringen und intensiven Kampagnen von Menschenrechtsgruppen.
Die Gründe für die Freilassungen variieren: Mal sind es internationale Proteste, mal ein Regierungswechsel,
der alte Urteile überprüft. Manchmal spielt auch diplomatischer Druck eine Rolle.

Im Folgenden ein Überblick über 10 Fälle, in denen Medienschaffende wieder auf freien Fuß kamen:

  1. Beispielhaft: Eine investigative Journalistin, die inhaftiert wurde, weil sie über Korruption
    im Verteidigungsministerium ihres Landes berichtete. Nach knapp zwei Jahren im Gefängnis wurde sie
    im Zuge einer Generalamnestie entlassen.
  2. Ein Dokumentarfilmer, der wegen angeblicher „Aufwiegelung gegen den Staat“ in Untersuchungshaft saß,
    kam durch ein Berufungsverfahren frei, nachdem international renommierte Filmemacher und Künstler
    für ihn Partei ergriffen hatten.
  3. Ein Blogger, der regierungskritische Texte auf Social Media veröffentlichte, wurde ohne Anklage monatelang festgehalten
    und überraschend freigelassen, als sein Fall internationale mediale Aufmerksamkeit erlangte.
  4. Ein Reporter, der über eine Protestbewegung im Nahen Osten berichtet hatte und mit schweren Vorwürfen
    wie „Terrorunterstützung“ konfrontiert war, wurde durch diplomatischen Einsatz seines Heimatlandes entlassen.
  5. Ein Online-Journalist, der per Livestream Korruptionsprozesse in Osteuropa dokumentierte,
    erhielt nach zehn Monaten Hausarrest die Erlaubnis, das Land zu verlassen.
  6. Ein Karikaturist, dessen satirische Zeichnungen das Staatsoberhaupt seines Landes ins Visier nahmen,
    profitierte von einem Sinneswandel innerhalb der Regierung und wurde begnadigt.
  7. Ein Nachrichtenredakteur, der in einem autoritären Land regimekritische Artikel übersetzte und verbreitete,
    entging einem Schauprozess durch internationale Intervention und wurde schließlich aus Mangel an Beweisen freigelassen.
  8. Eine Lokalreporterin, die illegalen Landraub in ihrer Region aufgedeckt hatte, fand sich nach Morddrohungen
    in Haft wieder – offiziell wegen „Erfindens falscher Tatsachen“. Nach massiven Protesten von Umweltorganisationen
    wurde sie entlassen.
  9. Ein Radio-Moderator, der verschwundene Personen in Konfliktgebieten recherchierte, wurde unter dem Vorwurf
    der „Unterstützung aufständischer Gruppen“ inhaftiert. Eine Untersuchungskommission kam jedoch zum Schluss,
    dass seine Arbeit legitimer Journalismus war.
  10. Ein bekannter Korrespondent, der über Menschenrechtsverletzungen in einem südostasiatischen Staat berichtete,
    konnte durch eine geänderte Gesetzeslage frei kommen, nachdem Haftstrafen für „Beleidigung staatlicher Symbole“
    reduziert worden waren.

Bei den aufgeführten Beispielen (Namen und Details teils fiktiv angelehnt) zeigt sich, wie zerbrechlich
die Lage der Pressefreiheit in vielen Teilen der Welt ist. Jede Freilassung ist zwar erfreulich,
kommt aber oft nach langen und entwürdigenden Verfahren.


5. Entführte Medienschaffende

Neben staatlichen Repressionen sind Entführungen durch nichtstaatliche Akteure
eine der gravierendsten Formen von Angriffe auf Journalisten. Aktuell gelten nach den Zahlen von Reporter ohne Grenzen
mindestens 55 Medienschaffende als entführt. Häufig handelt es sich um Gebiete, in denen staatliche Strukturen
fast gänzlich zusammengebrochen sind oder bewaffnete Gruppen eine Parallelmacht errichtet haben.

Geiselnahmen in Kriegsgebieten: Ein beunruhigender Schwerpunkt liegt in Ländern,
die durch Bürgerkriege oder militärische Interventionen destabilisiert sind. Bewaffnete Gruppen setzen
Entführungen von Journalistinnen und Journalisten oft ein, um Lösegeld zu erpressen oder
politische Forderungen durchzusetzen.

Lokale Helfer und Fixer besonders gefährdet: In Krisenregionen arbeiten
internationale Reporterinnen und Reporter häufig mit lokalen Kontaktpersonen (sogenannten „Fixern“) zusammen,
die Interviews arrangieren, Übersetzungen übernehmen oder Reisen ins Landesinnere organisieren.
Gerade diese lokalen Helfer geraten verstärkt ins Visier, weil sie für bewaffnete Gruppen leichter zu erreichen sind
und oft keinen Schutz durch Botschaften oder große Medienhäuser erhalten.

Undurchsichtige Verhandlungssituationen: Während einige Geiseln nach Verhandlungen
oder Zahlung von Lösegeld wieder freikommen, endet manch andere Entführung tragisch.
Die Dunkelziffer ist schwer einzuschätzen, da nicht immer klar ist, ob eine entführte Person
noch lebt oder an ein anderes Kommando übergeben wurde.

Fehlende Strafverfolgung: Selbst wenn Verantwortliche identifiziert werden,
führen schwache Justizsysteme oder mangelnde internationale Kooperation dazu,
dass die Drahtzieher ungeschoren bleiben. Dies befördert einen Teufelskreis, in dem Gewalt gegen die Presse
zum wiederholten Mittel wird.

Die hohe Zahl an Entführungen ist ein drastisches Beispiel dafür, wie gefährlich die Recherchearbeit
in bestimmten Regionen ist. Ohne engagierte Berichterstattung verschwinden Missstände unter dem Radar,
was erneut die Bedeutung einer freien Presse hervorhebt.


6. Verschwundene Medienschaffende

Mehr als 95 Journalistinnen und Journalisten gelten laut Jahresbilanz derzeit als „verschwunden“ –
das heißt, ihr Aufenthalt und ihr Schicksal sind unklar. Hinter diesen Fällen können sich unterschiedliche Szenarien verbergen:
von willkürlichen Verhaftungen durch staatliche Organe und anschließender Geheimhaltung des Verbleibs
bis hin zu Entführungen durch kriminelle Gruppen, bei denen es keine Hinweise auf ein Lösegeld oder ein Bekenntnis gibt.

Methode „gewaltsames Verschwindenlassen“: In manchen Ländern ist es gängige Praxis,
kritische Stimmen unbemerkt aus dem Verkehr zu ziehen. Dabei wird jede Form der offiziellen Bestätigung
vermieden, dass eine Person inhaftiert wurde. Angehörige und Menschenrechtsorganisationen bleiben
in völliger Ungewissheit.

Verstärkt in autoritären Staaten: Wo der Rechtsstaat kaum funktioniert und Zensur
zum Alltag gehört, verschwinden Medienschaffende besonders leicht. Häufig gibt es keinerlei offizielle Akteneinträge,
und Anwälte erhalten keine Auskunft über den Verbleib ihrer Mandanten.

Persönliche Risiken bei Undercover-Recherchen: Manche Medienschaffende gehen extreme Risiken ein,
wenn sie über Korruption, Menschenhandel oder Kriegsverbrechen recherchieren. Mit jeder heimlichen
Aufnahme oder Kontaktaufnahme zu Whistleblowern erhöht sich die Gefahr, ins Visier mächtiger Gruppen
zu geraten und „verschwunden“ zu werden.

Das Schicksal der Vermissten bleibt oft lange Jahre unbekannt. Erst wenn Dokumente an die Öffentlichkeit gelangen,
Zeugen aussagen oder es Zufallsfunde gibt, klären sich manche Fälle – und leider enden sie nicht selten tödlich.


7. Definitionen

In der Debatte um die Pressefreiheit ist es essenziell, präzise zu unterscheiden,
welche Formen von Gewalt und Repression gegen Journalistinnen und Journalisten ausgeübt werden.
Die folgende Übersicht soll dazu beitragen, Transparenz über die in diesem Bericht verwendeten Begriffe zu schaffen:

  • Getötete Medienschaffende: Alle Fälle, in denen der Tod in direktem Zusammenhang
    mit der journalistischen Tätigkeit steht – sei es durch gezielte Angriffe oder
    weil Betroffene im Zuge ihrer Berichterstattung in Krisenregionen ums Leben kamen.
  • Inhaftierte Medienschaffende: Personen, die wegen ihrer beruflichen Tätigkeit
    festgenommen wurden und sich zum Beispiel in Untersuchungshaft oder Strafhaft befinden.
    Hausarrest zählt als Sonderform, bei der Bewegung und Arbeit massiv eingeschränkt sind.
  • Entführte Medienschaffende: Entführungen durch nichtstaatliche Akteure. Diese Fälle zeichnen sich
    durch Lösegeldforderungen, Austauschforderungen oder politische Erpressungen aus.
    Entführte werden häufig in Geiselhaft gehalten.
  • Verschwundene Medienschaffende: Personen, deren Aufenthaltsort unbekannt ist,
    und bei denen es weder ein Bekennerschreiben noch offizielle Festnahmebestätigungen gibt.
    Hierunter fällt auch das „gewaltsame Verschwindenlassen“ durch staatliche Stellen oder
    mit Billigung staatlicher Akteure.

8. Wofür wir die Daten verwenden

Reporter ohne Grenzen und andere Organisationen nutzen diese Datensammlung, um Druck auf politische Entscheider auszuüben,
Schutzmechanismen für Medienschaffende zu verbessern und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren.
Konkrete Beispiele sind:

  • Kampagnenarbeit: Die Zahlen fließen in Kampagnen, die auf Entlassungen hinwirken
    und ein Bewusstsein für die systematischen Verstöße gegen die Pressefreiheit schaffen sollen.
  • Juristische Verfahren: Fälle werden häufig bei internationalen Gerichten oder
    dem Internationalen Strafgerichtshof eingebracht. Dabei dienen die Zahlen als Nachweis für
    das Ausmaß von Verbrechen gegen Journalistinnen und Journalisten.
  • Länderberichte und Diplomatie: Die Datengrundlage unterstützt die Erstellung von Länderberichten,
    die Regierungen, NGOs und internationale Organisationen konsultieren. Dadurch können
    diplomatische Initiativen oder Sanktionen konkret begründet werden.
  • Lobby- und Advocacy-Arbeit: Auf Basis verlässlicher Daten lässt sich gezielt fordern,
    dass Regierungen Mediengesetze reformieren, Folterverbote einhalten oder verschärft gegen Straflosigkeit vorgehen.

9. Wie wir diese Zahlen ermitteln

Die Zahlen und Statistiken in der Jahresbilanz der Pressefreiheit 2024 basieren auf einer umfassenden Recherche,
die Reporter ohne Grenzen das ganze Jahr über durchführt. Wesentliche Aspekte sind:

  • Rechercheteams vor Ort: In vielen Regionen arbeiten Korrespondentinnen und Korrespondenten,
    die direkt mit lokalen Journalistinnen und Journalisten sowie Menschenrechtsgruppen in Kontakt stehen.
  • Dokumentation und Verifikation: Jeder gemeldete Fall wird dokumentiert und nach Möglichkeit
    durch unabhängige Quellen überprüft. Medienberichte, Gerichtsdokumente und Interviews mit Betroffenen
    oder Angehörigen dienen als Grundlage.
  • Vorsichtige Zuordnung: In einigen Fällen ist es schwierig, den Zusammenhang zwischen Tod
    oder Inhaftierung und der beruflichen Tätigkeit zweifelsfrei herzustellen. Solche Fälle werden erst dann
    in die offizielle Statistik aufgenommen, wenn die Hinweise aussagekräftig genug sind.
  • Kontinuierliche Aktualisierung: Die Jahresbilanz bildet den Stand vom 1. Dezember 2024 ab.
    Neue Informationen oder späte Bestätigungen verändern die Zahlen, weshalb es im Jahresverlauf
    laufende Updates gibt.

10. Weltweite Übersicht

Die Regionen, in denen die Pressefreiheit am stärksten gefährdet ist, lassen sich grob in drei Kategorien einteilen:
Kriegs- und Krisengebiete, autoritäre Staaten und Länder mit hoher organisierter Kriminalität.
In all diesen Kontexten steigen die Risiken für Journalistinnen und Journalisten rasant an.

Naher Osten und Nordafrika: Konflikte, Machtkämpfe und gewaltsame Auseinandersetzungen
sorgen dafür, dass lokale Reporterinnen und Reporter besonders gefährdet sind. Die Brutalität gegenüber Medienschaffenden
hat in einigen Ländern dramatisch zugenommen.

Asien: Autoritäre Regime greifen verstärkt auf Zensur, Überwachung und Verhaftungen zurück,
um die Verbreitung kritisch-politischer Inhalte zu unterbinden. Wo es Opposition gibt, wird sie mit aller Härte verfolgt.
Vor allem wenn Journalistinnen und Journalisten Konfliktthemen oder Menschenrechtsverletzungen thematisieren,
drohen langjährige Haftstrafen.

Afrika südlich der Sahara: Instabile Regierungsverhältnisse, Putschversuche und
Terrorgruppen machen Berichterstattung lebensgefährlich. Besonders Lokalreporter trifft es hart, da
sie im Zentrum der Geschehnisse leben und kaum Schutz genießen.

Lateinamerika: Durch das Wirken mächtiger Drogenkartelle und Korruptionsstrukturen
in der Politik hat sich die Lage in einigen Ländern Lateinamerikas verschlimmert.
Journalistinnen und Journalisten werden mit Einschüchterungen, Gewalt oder gar gezielten Tötungen konfrontiert,
wenn sie Drogen- oder Korruptionsgeschäfte aufdecken.

Europa und Zentralasien: Auch in Europa gibt es Fälle von Gewalt gegen die Presse;
mitunter stehen diese in Zusammenhang mit organisierter Kriminalität, politisch motivierter Korruption
oder Einschüchterungen durch Extremisten. In einigen osteuropäischen Ländern verschärfen Regierungen
zudem die Medienkontrolle.

Zusammenfassend zeigt sich, dass kein Kontinent völlig frei von Angriffe auf Journalisten ist.
Dort, wo Krieg, Unsicherheit oder autoritäre Tendenzen vorherrschen, steigt die Wahrscheinlichkeit
für massive Verletzungen der Pressefreiheit.


11. Fazit

Die Jahresbilanz der Pressefreiheit 2024 führt uns erneut die wachsende Gefährdung
unabhängiger Berichterstattung vor Augen. Hundertfach haben Staat und nichtstaatliche Akteure
Angriffe auf Journalisten ausgeübt, um unliebsame Informationen zu unterdrücken.
Diese Angriffe betreffen nicht nur die betroffenen Reporterinnen und Reporter selbst, sondern auch ganze Gesellschaften,
die ihr Recht auf freie Information verlieren.

Dass dennoch unzählige Medienschaffende weltweit trotz der Risiken weitermachen,
ist Beleg dafür, wie wichtig sie ihre Aufgabe nehmen. Es ist aber auch ein Alarmsignal,
wie dringend internationale Solidarität und politischer Druck erforderlich sind.
Organisationen wie Reporter ohne Grenzen leisten hier Pionierarbeit,
indem sie Fälle dokumentieren, juristische Schritte unterstützen und die Öffentlichkeit sensibilisieren.

Wir alle sind gefordert, uns für den Schutz der Pressefreiheit einzusetzen.
Nur wenn Gewalt gegen Medienschaffende geahndet und staatliche Willkür gebrandmarkt wird,
kann ein Klima der Sicherheit für die Presse entstehen. Die diesjährige Statistik darf kein Grund zum Resignieren sein,
sondern ein Weckruf, die eigene Stimme für jene zu erheben, die uns mit Informationen versorgen,
die wir sonst nie bekommen würden.

Diese Jahresbilanz wurde auf Basis der
Daten von Reporter ohne Grenzen
erstellt. Für mehr Details und vertiefende Informationen empfehlen wir,
direkt die Publikationen von Reporter ohne Grenzen zu konsultieren.